Lockdown-Spotlight: Vom «End der Welt» via Pferde-Dummy nach Tokio

Die Welt des Sports verlangsamte sich in den letzten Wochen. Dass sie sich weiterdreht, zeigen (auch) unsere Lernenden und Absolventen. Ein Einblick in deren Trainingswelt während des Lockdowns. Heute: Samir Serhani und die Kunstturn-Crew.

Eine Erkenntnis aus diesen herausfordernden Wochen besteht darin: «Was heute gilt, kann morgen schon ganz anders sein.» Samir Serhani und die Spitzenturner können davon ein Liedchen singen.

Mitte März hiess es, die Sportanlagen seien schweizweit geschlossen. Wenige Tage später erwirkte das Bundesamt für Sport (Baspo), dass die Vorzeige-Sportzenter zumindest in Magglingen und Tenero den Trainingsbetrieb unter strengen Auflagen weiterführen. Von diesem speziellen Setting sollten vereinzelte Leichtathleten, in grösserem Umfang jedoch die Kunstturner des Nationalkaders profitieren, die ohnehin während Monaten oberhalb des Bielersees trainieren und gleich auch wohnen.

Die UNITED-Absolventen Samir Serhani (Abschluss 2019), Moreno Kratter (2017), Taha Serhani (2016) und Eddy Yusof (2014) hätten diesen Weg gerne eingeschlagen. Die Vier verpflichteten sich, ohne Ausnahme oder Kurzabstecher und bis zum Ende der behördlichen Anweisungen in Magglingen zu verharren. Das wäre dann gleichbedeutend mit einem übergrossem «Social-Distancing» zu Freundin und Familie gewesen. Den vier Kunstturn-Musketieren überwog indes die Aussicht, den Finish der Olympia-Vorbereitungen im Turn-Mekka zu absolvieren.

Tempi pasati. Ende März die Kehrtwende, das Baspo stellte den Betrieb in Magglingen ein, um die Massnahmen zur Eindämmung des Corona-Virus bestmöglich zu begleiten – fast gleichzeitig gab das internationale Olympische Komitee die Verschiebung der Olympischen Spiele um ein Jahr.

Seither verlagerten sich die «Trainingshallen» erneut – für die vier Nationalkader-Turner wie auch für Tim Randegger (16B), Marc Heidelberger (17A), Sonam Büwang, Kay Schlatter (beide 17B), Beni Pfyffer (18B) und Nadina Spiess (19WT). Eiligst karrten die Kunstturn-Talente noch Equipment zusammen. Statt in den regionalen Leistungszentren gemeinsam zu trainieren, erfolgen die Einheiten nun im Garten. Das Wettkampf-Feeling muss bis auf weiteres passen. Sonam und Marc wären in der engsten Auswahl für die abgesagte Junioren-Europameisterschaft Ende April in Paris gestanden. Zumindest ein kleiner Ersatz bieten die Challenges in den Social Media. Mitmachen können da freilich auch «Nicht-Kunstturner». Fürs Erste sind 2 Minuten Handstand geboten bzw. gefordert.