Karate: Olympia-Qualifikation für Elena Quirici!

Die Weltklasse-Karateka hat sich die Teilnahme am bedeutendsten Sportwettkampf gesichert. Die UNITED-Absolventin von 2013 beendete das knallharte «Tokio-Race» Mitte März auf einem der begehrten Quotenplätze.

Unter den gegebenen Umständen ging die Nachricht unter. Im Karate, das in Japan erstmals und mutmasslich einmalig im Olympia-Programm figuriert, hat sich mit Elena Quirici das Schweizer Karate-Aushängeschild die Startberechtigung erkämpft. Bis die Bestätigung bei Elena eintraf, dominierten Verwirrung, Widersprüche und Unklarheiten.

Die Kontingente für Tokio sind ohnehin eng begrenzt. In Tokio werden nur in drei Gewichts- und damit Wettkampfkategorien Medaillen vergeben. Pro Kategorie gibt es zehn Quotenplätze. Nur wer zur absoluten Weltspitze gehört, darf Hoffnungen auf den Olympioniken-Status hegen. Elena zählt zu dieser «Crème de la crème» der Karate-Szene. Im vergangenen Sommer führte sie die Weltrangliste in ihrer Gewichtsklasse an, im letzten Jahr stand sie bei 9 von 12 Weltcup-Events auf dem Podest – eine phänomenale Quote. Gleichwohl brachten erst die März-Wochen und die Corona-Wirren Klarheit. Doch es waren auch auf sportpolitischem Parkett höchst ereignisreiche Tage. Erst wurde das Turnier in Rabat (Marokko) annulliert, dann fielen auch die Europameisterschaften und ein Ersatzturnier in Madrid aus. Die World Karate Federation wertete daraufhin die bisherige, provisorische Qualifikationsrangliste als definitiv und informierte letzte Woche die Top-Athletinnen und -Athleten – darunter auch die zweitklassierte Aargauerin. Für Elena das bisherige Karriere-Highlight!

So schmerzhaft das Jahr mit einem fünffachen Nasenbruch, einer zähen Grippe und einer ekligen Rippenfraktur begonnen hat, so sportlich herausragend ist nun der Start ins zweite Quartal. Vor zehn Tagen wurde Elena eben als Aargaus Sportlerin des Jahres gewählt, nun also der olympische Ritterschlag.

Für Elena zahlte sich die Umstellung ihres Trainingsalltags im letzten Jahr aus. Seither ist sie Profisportlerin, kann sich voll und ganz dem Karate widmen. «An der Weltspitze gibt es fast ausschliesslich Profi-Karateka. Insbesondere die Regeneration profitierte vom neuen Setting», erläutert die 26-Jährige. Daneben erhielt Elena aber auch durch die Spitzensport-RS im Mai 2018 und anfangs 2019 einen Schub. Die nun regelmässig eingelegten Wiederholungskurse kann Elena für Trainingslager und Turniere einsetzen. «Das VBS und die Spitzensport-RS sind mir eine riesige Hilfe, entsprechend froh bin ich, mich für die Absolvierung entschieden zu haben.»

Natürlich wirbelt Corona auch den Alltag von Elena durcheinander. Vor den Wirren pendelte sie zwischen ihrem Wohnort Schinznach im Aargau und Toledo in Spanien. Ihr Freund, ebenfalls ein Karatekämpfer der Spitzenklasse, entstammt der «La Mancha». Mit einem der letzten Flüge kehrte das Karate-Duo anfangs März aus Spanien in die Schweiz zurück. Seither versuchen Elena und ihr Partner bestmöglich ihren Sport auszuüben. Dazu richtete sich Elena einen privaten Karate-Raum ein. Material, Fitness-Tools und Trainingsequipment zügelte sie hierfür aus Bern ins «Rüebliland». Ihr privates Glück ist in diesen Tagen nun auch ein grosser sportlicher Vorteil. Weil Elena und ihr Partner den gleichen Haushalt teilen, dürfen die zwei auch auf den Tatamis in die Vollen. So reduziert sich Elenas Trainingsprogramm nicht auf Fitness- oder Krafteinheiten. Die wichtigen taktischen und technischen Wettkampf-Elemente können so weiterhin verfeinert werden.

Ob und wie das olympische Sportfest im Sommer überhaupt ausgetragen werden kann, steht derzeit in den Sternen. Zwar landete das olympische Feuer kürzlich auf dem japanischen Festland. Die Woche eröffnete aber auch mit dem Bulletin des kanadischen olympischen Komitees, «Tokio» nicht zu beschicken. Gleichentags zog der japanische Premierminister Shinzo Abe die Verschiebung der Spiele in Erwägung. Davon will das IOC vorderhand nichts wissen. Eine Entscheidung steht weiterhin aus.