Karate: WM-Abbruch für unser Karate-Trio

Das Wichtigste vorweg: Lanyfer Miñano, Shomshanok Benz und Luca Spitz sind wieder heil auf Schweizer Boden angekommen. Zuvor zwangen Proteste und Panzer den Rückzug der Schweizer Karate-Delegation von der Junioren-WM.

Seit Mitte Oktober befindet sich Chile im Ausnahmezustand. Unruhen und Massenproteste legen das südamerikanische Land derzeit lahm. Im Anschluss an die grossen Kundgebungen kommt es jeweils zu wüsten Ausschreitungen zwischen Sicherheitskräften und Protestierenden mit bisher 18 Todesopfern. Bereits vor einigen Tagen verhängte die chilenische Regierung daher eine Ausgangssperre – an den wirren Verhältnissen rund um die Hauptstadt Santiago änderte sich aber trotz angekündigten Sozial-Konzessionen seitens der Regierung bis anhin nichts.

Für unsere drei UNITEDS in «down under» Lanyfer Miñano (19A), Shomshanok Benz (18A) und Luca Spitz (Abschluss 2019) hielt die Reise nach Südamerika daher Überraschungen und Extremes der unangenehmsten Sorte bereit. So hiess es bei Ankunft der Schweizer Delegation zunächst, die Wettkämpfe würden wie vorgesehen durchgeführt; dann wurden wenig später Anpassungen im Wettkampfplan vorgenommen. Verschiedene Nationalteams waren durch die Proteste in ihrer Bewegung stark eingeschränkt, Funktionären war die Teilnahme an wichtigen, technischen Meetings nicht möglich, andere Landesverbände traten die Reise nach Chile gar nicht erst an. Dann verschärfte sich die Situation vor Ort. Die World Karate Federation sicherte in enger Absprache mit dem lokalen Polizeichef und der chilenischen Armee zwar zu, für die Sicherheit der Karate-Community würde weiterhin garantiert. Gleichzeitig wurde publik, dass die Eröffnungs-Zeremonie gestrichen würde und es den Karateka und Staff-Mitgliedern untersagt sei, das im Zentrum Santiagos gelegene Hotel zu verlassen. Insbesondere die öffentliche Infrastruktur (Bus und Bahn) von und zum Austragungsort ist aufgrund der Proteste schwer beeinträchtigt.

Aufgrund der bedrohlichen Zustände zog der Schweizer Karate-Verband am Dienstag/Mittwoch die Reissleine und fällte einen Grundsatzentscheid. Sämtliche Schweizer Karateka wurden abkommandiert und ins nächste Flugzeug Richtung Schweiz gesetzt. «Wir konnten es einfach nicht mehr verantworten», zeigte sich Verbands-Vizepräsident Marc Keller konsterniert. Für die Athletinnen und Athleten ist der WM-Rückzug aus sportlicher Sicht ein Desaster. Die WM-Teilnahme wäre auch für unser UNITED-Trio das bisherige Karriere-Highlight gewesen. Und die Nicht-Teilnahme hat darüber hinaus Konsequenzen auf das Ranking und die Einstufung im Schweizer Verband.

Der Enttäuschung zum Trotz: Lanyfer Miñano, Shomshanok Benz und Luca Spitz, schön, seid Ihr wieder gesund zurück!