Die Lernende der St. Galler 19er-Klasse ist nach einem starken Halbjahr so gut wie noch nie klassiert. Die Dressurreiterin belegt im World-Ranking in der U25-Kategorie Platz 8.
Die Liechtensteinerin legte zwei höchst erfolgreiche Stops in Italien ein. Zum Abschluss des letzten Kalenderjahres erreichte Leonie zwei Siege und einen Platz 2 in Ornago, Ende Februar glückte der Start in die neue Saison mit abermals zwei Siegen und einem weiteren 2. Platz. Die Spitzenränge und die erreichte Punktzahl verhalfen der 21-Jährigen zu einem grossen Sprung in der Weltrangliste. Noch vor Kurzem um Position 50 klassiert, zählt Leonie als Achtplatzierte nun zu den Weltbesten U25-Dressurreiterinnen.
Der erfreuliche Jahresauftakt gibt nun Mumm für die kommenden Wochen und Monate. 1 bis 2 Mal pro Monat reist Leonie fortan mindestens zu Ausland-Events. Die Concours der U25-Kategorie finden vorab in Italien, dann auch in Österreich und Deutschland statt. Als Saisonziel winken im Sommer die Europameisterschaften.
Bis dahin trainiert die UNITED-Lernende täglich. Training bedeutet in ihrem Fall drei Stunden Reitzeit von Montag bis Samstag, einzig der Sonntag ist als Ruhetag vorgesehen. Zur Arbeit auf dem Pferd kommen Aufwendungen für das Pferd. Pferdepflege, sich ums Material kümmern, Arbeit auf dem Hof. «Vier bis fünf Stunden kommen so schnell pro Tag zusammen», erklärt Leonie. Und dann investiert die Schaanerin auch noch Zeit in die persönliche Fitness. «Kraft- und Ausdauer-Einheiten gehören auch in meiner Sportart zu den Grundfertigkeiten.»
Die Schaanerin startete bis 2018 für die Schweiz, wechselte dann den Verband und ist seither die einzige Kaderathletin des Fürstentums. Der grosse Reiz des Dressurreitens liegt für Leonie in der Zusammenarbeit mit ihren geliebten Vierbeinern. Die Pferde sind äusserst feinfühlig, auf Stress und Druck der Reiterin reagieren ihre Partner umgehend. «Ich muss mein Temperament in engsten Grenzen halten, darf nie und nirgends Nerven zeigen. Das würde uns als Duo umgehend vom Weg abbringen.», gibt Leonie interessante Einblick.
Leonie Guerra und ihr Trainer Otto Hofer. Bild: zVg.Weil es seit Längerem sportlich so erfolgreich läuft, stellte sich der 21-Jährigen im letzten Frühsommer kurzerhand die Gretchenfrage. Das hiess in ihrem Fall: Sollen gar die olympischen Spiele in Tokio ins Auge gefasst werden? Doch der sportliche Superlativ war schnell zur Seite geschoben. Leonie hätte sich nach einem neuen Pferd umsehen müssen. Ihr Pferd Dharkan wäre für Tokio noch zu jung gewesen, zu kurz auch der bis dahin gemeinsame Weg des Dressur-Duos. Die Arbeit mit noch etwas jüngeren Pferden entspricht der Philosophie von Leonie und ihrem Trainer. Sie erklärt: «Wir bauen unsere Pferde lieber auf, führen sie ans nächsthöhere Level heran, anstatt «fertige Top-Shots» einzukaufen.» Die Olympia-Teilnahme bleibt gleichwohl auf der Agenda. Allerdings denken Leonie und ihr prominenter Coach langfristig. Leonis Trainer ist Grossvater Otto Hofer, dieser nahm zwei Mal an olympischen Spielen teil und feierte dort drei Medaillen-Gewinne. Er weiss aus eigener Erfahrung, was es und wie lange es für die Weltspitze braucht. Los Angeles 2028 wird daher eher anvisiert wie die Spiele in zwei Jahren in Paris.