Die Lernende von Winterthurs 19er-Klasse krönte sich bereits im letzten Sommer in Melchnau zur U19-Weltmeisterin im Western Riding. Corona-bedingt erhielt sie erst in der letzten Woche die wohlverdienten Auszeichnungen. Tatjana holte sich sowohl im Ranch Riding wie im Horsemanship die Goldmedaille.
Ein dritter Final-Vorstoss in einer weiteren Disziplin krönte die überaus erfolgreichen Heim-Weltmeisterschaft im Bernbiet. Dabei verliefen noch die Vorbereitungen keineswegs nach dem Gusto der talentierten Reiterin. Tatjanas Turnierpferd fiel nach einer langwierigen Verletzung auch für die Titelkämpfe aus, stattdessen musste die UNITED-Lernende auf ein fremdes Pferd setzen – und räumte dann auch damit im grossen Stil ab.
Das Westernreiten ist eine Reitsportsparte, die sich an die Arbeitsweise der Cowboys anlehnt. Unschwer zu erahnen, dass das Westernreiten seine Ursprünge in den USA hat. Der Wettkampfsport ist unterteilt in zahlreiche Disziplinen. Als Königsdisziplin gilt das Reining. Es ist die zurzeit populärste Disziplin und die eigentliche Dressur des Westernreitens. Dabei müssen in rascher Abfolge Tempowechsel, Drehungen, Stopps und Rückwärtsrichten gezeigt werden.
Die Western-Riding-Wettkämpfe ziehen sich gewöhnlich über mehrere Tage hin, nicht selten dauern die Events eine ganze Woche. Bei bis zu 200 Teilnehmern wird pro Tag jeweils bloss eine Disziplin absolviert. Ein wichtiger Part erfolgt indes bereits vor dem ersten Galopp. So müssen auch die Pferde in die «Maske». Am Tag vor dem ersten Wettkampf werden die Vierbeiner sonntäglich rausgeputzt. Zu einem gelungenen Pferde-Look zählen nebst Haar-Extensions, geflechteten Mähnen auch lackierte Hufe und polierte Sättel für die Reiter.
Wer nun an überschaubare Anlässe im Dorfidyll denkt, irrt. Zwar zählt das Western Riding hierzulande zu den Randsportarten. Gewaltig anders sieht es jedoch andernorts aus. In Europas führenden Nationen Deutschland und Italien locken die Veranstaltungen gehörig Publikum an. Gar mit Massenevents sind die Anlässe in Nordamerika zu vergleichen. Die dortigen Western-Riding-Anlagen können auf eine deutlich grössere und bessere Infrastruktur zählen. Die Wettkämpfe sind in den USA und Kanada gar Teil der Kultur und werden von der Gesellschaft, aber auch der Wirtschaft kräftig alimentiert. Gewöhnlich sind die «Western Riders» dort Vollprofis. Das führt zu gewaltigen Dimensionen. Einzelne Rides locken mit siebenstelligem Preisgeld; Spitzenkönner spezialisieren ihre Einhufer auf einzelne Disziplinen und greifen je nach Disziplin auf andere Pferde zurück.
Diesen Profibetrieb steuert auch Tatjana an. Und der Traum dürfte in absehbarer Zukunft wunderbare Realität werden. Nach ihren ausgezeichneten Darbietungen in Melchnau nahmen verschiedene Profibetriebe mit Tatjana Kontakt auf. Nebst Angeboten aus Italien hat die 17-Jährige auch Offerten aus den USA vorliegen. Nach ihrer Ausbildung beabsichtigt Tatjana in Texas als Profi auch in den USA durchzustarten.
Die nächsten Ziele visiert Tatjana jedoch noch in Europa an. Dieses Jahr strebt sie sowohl bei den Team- wie auch den Einzel-Europameisterschaften eine Medaille an.
Wir gratulieren Tatjana zum doppelten WM-Titel und wünschen weiterhin viel Erfolg. (9.3.2021)