Der Lernende der 18A gehört in der Wushu-Szene im Jugendbereich zu den Besten Europas. Langfristig peilt Aurelio die Teilnahme an der Champions-League seiner Sportart an.
Aurelios Sportart ist ebenso komplex wie attraktiv. Wushu fasst verschiedene traditionelle chinesische Kampfkünste zusammen, wobei das Kung Fu die hierzulande bekannteste Disziplin ist. Im Wushu gibt es zwei Hauptdisziplinen: zum einen die Formen (Taolu), zum anderen der Vollkontaktkampf (Sanda). Aurelio konzentriert sich auf den Formen-Teil, der alleine ausgeführt wird. Zu einem Kampf im eigentlichen Sinne kommt es also nicht. Stattdessen werden die Darbietungen als eine Art Schattenübungen demonstriert. «Dabei ist viel Beweglichkeit, Schnelligkeit und ein hohes Mass an technischen Fertigkeiten gefragt», erläutert Aurelio das Anforderungsprofil. Dazu absolviert der 18-Jährige wöchentlich zwei Morgentrainings und fünf Abendeinheiten, an den Wochenenden kommen noch Zusammenzüge mit der Nationalmannschaft hinzu.
Wushu gilt in China als Nationalsport und wird vor entsprechend grossem Publikum ausgetragen. Die besten Athleten leben als Profis, treten für Universitätsteams an und geniessen regionalen oder gar nationalen Helden-Status. In der Schweiz ist die Szene kleiner und überschaubar. Das führt zu einer sonderbaren Konstellation. Weil Aurelio aufgrund seines Talents national bereits mit 16 ins Elite-Feld wechselte, trifft er dort nun auf seinen Trainer, der die Konkurrenzen in der Schweiz dominiert. «Mein Trainer ist also gleichzeitig mein grösster Widersacher», so Aurelio. Von Konkurrenz-Denken aber keine Spur. «Wir pflegen ein sehr freundschaftliches Verhältnis, mein Trainer steht mir auch bei vielen Belangen abseits der Wushu-Matten zur Seite.»
Bisheriges Karriere-Highlight bildete der Bronze-Gewinn bei der Jugend-EM 2018 in Moskau. Zu den Medaillen-Anwärtern hätte der Zürcher auch in diesem Jahr gezählt. «Corona» verhinderte die «Live-Austragung». Doch die Sportart zeigt sich innovativ und verschob den Anlass kurzerhand ins «Netz». So reicht Europas Nachwuchs-Elite nun Wushu-Videos ein, die dann von der Jury bewertet und prämiert werden. Ob Aurelio auch bei seinem letzten Junioren-Auftritt mit EM-Edelmetall jubeln kann, zeigt sich demnächst.
Fernziel bleibt die Teilnahme am sogenannten World-Cup. Dort treten die weltweit besten acht Wushu-Athleten gegeneinander an. «Es ist quasi das Olympia oder die Champions League unserer Sportart, das absolute Non-Plus-Ultra», verdeutlicht Aurelio. Was es dazu braucht, weiss der UNITED-Lernende aus dem Trainingsalltag. Sein Trainer zählte zwischenzeitlich zu diesem elitären Zirkel und nahm wiederholt am World-Cup teil.