Mit einem dramatischen Foto-Finish qualifizierte sich der Beach-Hüne und sein Partner Mirco Gerson für die Olympischen Spiele in Tokio. Adrians Olympia-Drehbuch hätte nicht spannender ausfallen können.
Lange Zeit sah es nicht sonderlich gut aus für den UNITED-Absolventen von 2015. Adrian und sein Partner Mirco Gerson kamen bei den Main-Events der internationalen Beach-Tour zwar da und dort über die Gruppenphase hinaus. Resultate, die ihnen punktemässig «einschenkten» und ihnen im Olympia-Ranking einen Schub nach vorne versetzten oder zu einer Verschnaufpause verholfen hätten, blieben jedoch Mangelware. Auch an den letzten Stationen der Beachvolleyball World Tour im russischen Sotchi und tschechischen Ostrava gelang der anvisierte Befreiungsschlag nicht. In Russland belegten Heidrich Gerson den geteilten 9. Rang (Achtelfinal-Out), in Tschechien bedeutete bereits die zweite Qualifikations-Runde Endstation. Das Zittern, Hoffen und Bangen ging weiter.
Die UNITED-Schützenhilfe
Eine letzte Chance blieb dem Beach-Duo. Beim CEV Continental Cup im niederländischen Scheveningen kämpften 16 europäische Nationen um das letzte zu vergebende Olympia-Ticket. Fünfzehn Teams würden leer ausgehen, für das 16. stünde das grosse Los bereit. Dabei wurde in einem gewöhnungsbedürftigen Modus gespielt: Die zwei Teams pro Land kämpften – analog zum Davis Cup im Tennis – gemeinsam als Nation um das Olympia-Ticket. Zwei Teams bestritten je eine Partie; jene Nation, die zuerst zwei Siege verbuchen würde, erreichte die nächste K.o.-Runde. Bei Unentschieden nach zwei Begegnungen kam es zur Entscheidung in einer dritten Partie. Im Falle eines Schweizer Siegs würden Heidrich/Gerson nach Tokio fliegen. Krattiger/Breer, das zweite Schweizer Spitzenteam, müssten zuhause bleiben, obwohl sie im Erfolgsfall mit ihren Leistungen erheblichen Anteil an der Qualifikation hätten. Der Verband entschied schon vor dem Turnier, das allfällige Olympia-Ticket den besser klassierten Heidrich/Gerson zu vergeben. Auch «Schweiz 2» kann auf UNITED-Kräfte zählen, dort gehörte Marco Krattiger 2015 zu den St. Galler Absolventen.
Nervenstark im «Affenkäfig»
Beim «Turnier der letzten Chance» stiessen Heidrich/Gerson und das zweite Schweizer Duo mit Florian Breer/Marco Krattiger von Erfolg zu Erfolg und schliesslich bis in den Final vor. Im «grande Finale» legten Adrian und sein Partner zunächst wunschgemäss vor und sicherten der Schweiz nach einem Zwei-Satz-Sieg den ersten wichtigen Punkt. In der zweiten Partie musste sich Marco und Florin Breer geschlagen geben, es sollte zu einem Entscheidungsspiel kommen. In Spiel 3 ging Satz 1 an die Schweiz, Satz 2 schnappten sich die frenetisch unterstützten Lokalmatadoren. Die Beach-Arena in Scheveningen glich in der Crunch–Time einem Tollhaus. Ein Blitz-Start im Golden-Set schonte dann die Nerven von Adrian, Mirco und den Schweizer Fernsehzuschauern. Das anfangs erkämpfte Polster gaben Heidrich/Gerson nicht mehr ab, sie siegten mit 2:1 Sätzen.
Marco Krattiger (SUI), Adrian Heidrich (SUI), Mirco Gerson (SUI), Florian Breer (SUI) (v.l.n.r.). Bild: Kees Kuijt/Orange Pictures/freshfocus.Kein Wunder, machten sich nach dem letzten erfolgreichen Smash umgehend grenzenloser Jubel und zentnerschwere Erleichterung breit. Adrian Heidrich und Mirco Gerson dürfen auf den letzten Drücker doch noch an die olympischen Spiele nach Fernost. Oder wie es im SRF-Kommentar bereits hiess: こんにちは, lieber Adrian & Mirco
Wir gratulieren Adrian und Mirco herzlich und wünschen für Tokio viel Erfolg!
Bereits früher wurde die Olympia-Selektion von Sina Frei (Mountainbike), Joana Heidrich (Beachvolleyball), Simon Marquart (BMX), Antonio Djakovic (Schwimmen), Elena Quirici (Karate) und Eddy Yusof (Kunstturnen) bekannt gegeben.